Cannabis

Grundsätzliche Vorbemerkungen

Diese Informationen sollen Ihnen helfen, die richtige Sorte für Ihre Erkrankung und Ihre Beschwerden auszuwählen.

Es gibt keine Sorten, die für eine bestimmte Erkrankung am besten sind, denn die Ansprechbarkeit variiert stark. So gibt es beispielsweise chronische Schmerzen, bei denen fast nur das THC wirksam ist, während bei anderen Patienten auch ein hoher CBD-Anteil hilft, weil CBD entzündungshemmend wirkt.

Bei einer ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) profitieren einige Patienten von THC-reichen Sorten, während andere auch sehr gut von den angstlösenden Wirkungen des CBD profitieren.

Cannabissorten mit einem hohen sativa-Anteil wirken eher belebend, während solche mit hohen indica-Anteilen eher sedierend wirken. Auch das kann für die Wahl der geeigneten Sorte von Bedeutung sein. Häufig muss man eine Weile mit verschiedenen Sorten experimentieren, um schließlich die individuell beste Sorte für sich zu finden. Manchmal ist es auch eine Kombination aus einer bestimmten Sorte, die tagsüber eingenommen wird, und einer anderen, die zur Nacht verwendet wird.

Die Geschichte der medizinischen Verwendung von Cannabisprodukten

Cannabis wird seit mehreren tausend Jahren in Asien kultiviert. Seit langer Zeit werden Kleidung, Stoffe und Seile aus der vielseitig verwendbaren Faser gefertigt, und die Hanfsamen sind Bestandteil der Ernährung. Auch die Drogeninhaltsstoffe wurden seit vorchristlicher Zeit in vielen Kulturen bei religiösen Riten und Heilungszeremonien genutzt. Die Hanfpflanze wurde in den Veden (Indien, 1500 bis 1300 vor Christus), aber auch im Buch Chu-tzu (China, circa 300 vor Christus) als heilig bezeichnet. Vor allem in Zentralasien waren bereits einige der heute wieder entdeckten medizinischen Eigenschaften der Cannabispflanze bekannt, wie sein überlieferter Einsatz bei einigen neurologischen Erkrankungen beweist.

Im 17. Jahrhundert lernten Europäer, die die arabischen Länder und Asien bereisten, Cannabis mit einem hohen THC-Gehalt (“indischer Hanf”) kennen. Allerdings fand dieser Hanf vor dem 19. Jahrhundert keine breite medizinische Verwendung in Europa und Amerika.

Im Jahre 1830 wurde die medizinische Verwendung des indischen Hanfes erstmals detailliert in Europa durch Theodor Friedrich Ludwig Nees von Esenbeck, Professor für Pharmazie und Botanik in Bonn, beschrieben. Der wichtigste Pionier für die moderne medikamentöse Verwendung der Hanfpflanze in Westeuropa war allerdings der schottische Arzt, Wissenschaftler und Ingenieur Sir William Brooke O’Shaughnessy, der 1839 eine Zusammenfassung seiner Erfahrungen mit der medizinischen Verwendung von Cannabis während seines Aufenthaltes in Indien publizierte, die große Beachtung fand. Zunächst berichtete er über die volkstümliche und medizinische Verwendung der Pflanze in Indien und führte darüber hinaus Studien mit Tieren und Menschen durch. Er berichtete über die Verwendung von Cannabis-Tinkturen bei Rheuma, Tetanus, Tollwut, kindlichen Krämpfen und Delirium tremens. Er beschrieb den großen Appetit und die Heiterkeit seiner Patienten nach der Einnahme der Droge.

Angeregt durch die Berichte O’Shaughnessys entwickelte sich Cannabis in Europa und Amerika bald zu einem akzeptierten Medikament und viele Ärzte berichteten von erfolgreichen Behandlungen bei einer Vielzahl von Erkrankungen, darunter chronische Schmerzen verschiedener Ursachen, Gelenkentzündungen, Migräne, Muskelkrämpfen, Appetitlosigkeit, Magenschmerzen, Asthma, Schlaflosigkeit, Förderung der Wehentätigkeit, Gebärmuttersblutungen, Menstruationsbeschwerden, Abhängigkeit von Opiaten und Chloralhydrat und Depressionen.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren Cannabisprodukte in Europa und Amerika etablierte medizinische Mittel. Es gab Fertigpräparate von den pharmazeutischen Unternehmen Merck in Deutschland, Bourroughs, Wellcome & Co. in Großbritannien und Squibb, Parke, Davis & Co und Eli Lilly & Co in den USA. Es gab erhebliche Bemühungen, den Wirkstoff von Cannabis zu identifizieren. Anfang des 20. Jahrhunderts konnte man einen “schwachgelben Sirup” von der Zusammensetzung C21H30O2,, der Cannabinol genannt wurde, identifizieren. Es handelte sich um THC, dessen genaue chemische Struktur jedoch erst 1964 ermittelt werden konnte.

Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts ist durch widerstreitende Aspekte gekennzeichnet. Die Diskreditierung von Cannabis als Rausch- und Genussmittel führte auch zur Diskreditierung des Einsatzes von Cannabis zu medizinischen Zwecken. Zudem trug die forcierte Entwicklung synthetischer Medikamente – darunter Aspirin, Chloralhydrat, Barbiturate und Opiate – zur Verdrängung von nicht standardisierten Naturprodukten bei.

In den 1940er Jahren wurde THC, dessen exakte Struktur noch nicht bekannt war, erstmals in der Therapie eingesetzt. So berichtete Samuel Allentuck aus den USA Anfang der vierziger Jahre über die erfolgreiche Behandlung von Entzugserscheinungen bei Opiatabhängigkeit mit THC. In den vierziger Jahren wurden auch die ersten synthetischen Cannabinoide hergestellt und in klinischen Studien getestet, darunter der synthetische THC-Abkömmling Pyrahexyl (Synhexyl).

Das Interesse an der Cannabisforschung erwachte erneut mit der exakten Identifizierung der chemischen Struktur des THC (Delta-9-Tetrahydrocannabinol) im Jahre 1964 durch die israelischen Wissenschaftler Yechiel Gaoni und Raphael Mechoulam. Nunmehr setzte ein verstärktes Interesse an der Erforschung der Chemie, der Verstoffwechselung und der möglichen schädlichen und nützlichen Wirkungen von Cannabis und einzelner Cannabinoide ein. Ein zweiter Boom folgte Anfang der 1990er Jahre nach der Entdeckung des körpereigenen Endocannabinoidsystems mit seinen körpereigenen Cannabinoiden, den Endocannabinoiden, und ihren Bindungsstellen, den Cannabinoidrezeptoren.

Inserat der Firma Grimault & Cie. für indische Zigaretten, um 1880.

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Älteste Darstellung des Hanfes in Europa aus dem Manuscriptum Dioscorides Constantino-politanus des britischen Museums in London aus dem 1. oder 2. Jahrhundert nach Christus mit späteren arabischen Anmerkungen

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Das Endocannabinoidsystem: Körpereigene Cannabinoide und Cannabinoidrezeptoren

Wir besitzen alle unser eigenes Cannabinoidsystem und produzieren ständig unsere eigenen Cannabinoide, so genannte Endocannabinoide. Zum Endocannabinoidsystem (ECS) gehören zudem Bindungsstellen für diese Endocannabinoide, die Cannabinoid-Rezeptoren, und Substanzen, die für die Synthese und den Abbau der Endocannabinoide verantwortlich sind.

Entwicklungsgeschichtlich betrachtet ist dieses System viele Millionen Jahre alt. Es wurde bei Säugetieren, Vögeln, Fischen und anderen Tieren nachgewiesen. Dieses für das normale Funktionieren vieler Körperfunktionen so wichtige System findet sich in nahezu allen Geweben und Organen des Körpers: Gehirn, Rückenmark, Immunsystem, Lunge, Herz, Blutgefäße, Leber, Nieren, Darm, Geschlechtsorgane, Fettgewebe, Haut, et cetera. Seine Hauptfunktion besteht darin, die Aktivität anderer Botenstoffe im Körper zu beeinflussen und ihre Aktivität auf ein normales Niveau zu bringen.

Erste Entdeckungen

Im Jahr 1964 gelang die vollständige Aufklärung der chemischen Struktur des Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC), dem berauschenden Inhaltsstoff der Cannabisärzte. Etwa 30 Jahre später wurden die ersten körpereigenen Cannabinoide entdeckt, Arachidonoylethanolamid (Anandamid) im Jahr 1992 und Arachidonoylglycerol (2-AG) im Jahr 1995.

Urspünglich war man davon ausgegangen, dass THC unspezifisch auf die äußeren Schichten der Zellen, auf die Zellmembranen, wirkt, indem es beispielsweise wie Alkohol die Beweglichkeit und Durchlässigkeit dieser Zellmembranen verändert. Es gibt keinen Alkohol-Rezeptor, und zunächst ging man davon aus, dass es auch keinen Cannabinoid-Rezeptor gibt. Schließlich konnten Wissenschaftler 1987 nachweisen, dass es spezifische Bindungsstellen im Gehirn für THC geben muss. Im Jahr 1990 gelang es schließlich, die chemische Struktur des ersten Cannabinoidrezeptors zu entschlüsseln. Wenig später wurde ein zweiter Cannabinoidrezeptor, CB2, in der Milz nachgewiesen.

Der Cannabinoid-1-Rezeptor

Der zunächst im Gehirn nachgewiesene Cannabinoid-1-Rezeptor, kurz CB1-Rezeptor, kommt in vielen Organen vor, wenn seine Konzentration in einigen dieser Organe auch relativ niedrig ist. Er zählt zu einigen der häufigsten Rezeptoren im Gehirn. CB1-Rezeptoren finden sich in Regionen des Gehirns, die eine wichtige Rolle bei der Koordination von Bewegungen, bei der räumlichen Orientierung, der Sinneswahrnehmung (Geschmack, Geruch, Tastsinn, Gehör), bei der geistigen Leistungsfähigkeit und der Motivation spielen. Dagegen gibt es keine CB1-Rezeptoren im Hirnstamm, das unter anderem für die Kontrolle der Atmung und des Herzkreislaufsystems verantwortlich ist. Man geht heute davon aus, dass es bei Gesunden keine Todesfälle durch eine Überdosis Cannabis oder THC gibt, weil die Funktionen des Hirnstammes durch eine solche Überdosierung nicht beeinträchtigt werden können.

Die Schutzfunktion des CB1-Rezeptors

Cannabinoid-1-Rezeptoren finden sich am Ende der Nervenzellen, da wo ein Signal durch den Spalt zwischen zwei Nervenzellen von einer Nervenzelle zur anderen weitergegeben wird. Die wichtigste Funktion der CB1-Rezeptoren im Nervensystem ist die Hemmung einer zu starken oder nicht adäquaten Signalweitergabe durch Botenstoffe im Gehirn, so genannte Neurotransmitter. Durch die Aktivierung von CB1-Rezeptoren wird eine Überaktivität oder Unteraktivität aller Botenstoffe im Gehirn (Glutamat, Serotonin, Dopamin, Noradrenalin, usw.) wieder in eine Balance gebracht. Das Endocannabinoidsystem übt also vielfältige Schutzfunktionen vor Übererregungen im zentralen Nervensystem aus oder gleicht einen Mangel von Neurotransmitterfunktionen aus. Das erklärt das breite Wirkungsspektrum von THC bzw. Cannabis. Wenn THC an CB1-Rezeptoren bindet, dann wird zu viel Aktivität in Schmerzregelkreisen des Gehirns gehemmt und dadurch Schmerzen gelindert. Durch ähnliche Mechanismen werden Übelkeit, Muskelspastik, epileptische Anfälle, Angststörungen, Zwangsstörungen, Hyperaktivität und weitere Krankheitssymptome durch eine Aktivierung des Endocannabinoidsystems abgeschwächt.

Der Cannabinoid-2-Rezeptor

Der Körper des Menschen und anderer Säugetiere besitzt ein hoch entwickeltes Immunsystem, das ihn vor Angriffen durch Viren, Bakterien und andere potenziell schädliche äußere Einflüsse schützt und darauf abzielt, den Schaden zu verhindern, abzuschwächen und zu reparieren. Das Endocannabinoidsystem stellt über seine CB2-Rezeptoren einen Teil dieses Schutzmechanismus dar.

Endocannabinoide

Im Jahr 1992 wurde erstmals eine körpereigene Substanz nachgewiesen, die an Cannabinoidrezeptoren andockt, nachgewiesen. Seine Entdecker nannten es Anandamid vom Sanskrit-Wort “Ananda” für Glückseligkeit und “Amid” wegen seiner chemischen Struktur. 1995 wurde ein zweites Endocannabinoid, das 2-AG (2-Arachidonoylglycerol) entdeckt. Diese beiden Endocannabinoide sind bisher am besten erforscht. Heute geht man von etwa 200 Substanzen aus, die den bisher erforschten Endocannabinoiden in ihrer chemischen Struktur ähneln.

Verschiedene Endocannabinoide können nicht nur an Cannabinoidrezeptoren binden, sondern auch an einen vermuteten CB3-Rezeptor, den GPR55-Rezeptor, an Vanilloid-Rezeptoren und an weitere Rezeptoren.

Das Cannabis-Dilemma: Ein breites therapeutisches Potenzial bei einer bisher begrenzten klinischen Forschung

Erst in den 1930er und 1940er Jahren wurde die chemische Struktur der ersten Phytocannabinoide, wie beispielsweise Cannabidiol, erfolgreich charakterisiert. Aufgrund der Vielzahl der Cannabinoide mit sehr ähnlichen chemischen Strukturen und ihrer Fettlöslichkeit waren moderne Trennmethoden erforderlich, um ihre exakte chemische Struktur aufklären zu können. Es dauerte bis zum Jahr 1964, bevor Delta-9-THC, das im Wesentlichen für die psychischen und die meisten übrigen pharmakologischen Wirkungen der Cannabispflanze verantwortlich ist, stereochemisch definiert und synthetisiert wurde.

Die chemische Struktur von Morphium und anderen Opiaten, Acetylsalicylsäure (Aspirin), eine synthetische Variante der natürlich vorkommenden Salizylsäure und anderer medizinisch nutzbarer Pflanzenwirkstoffe wurden dagegen bereits im 19. Jahrhundert identifiziert. Wäre es gelungen, die Struktur von THC wesentlich früher aufzuklären, wären Cannabis, einzelne Cannabinoide und synthetische Cannabinoide heute vermutlich ebenfalls zugelassene Medikamente. Cannabis und die Cannabinoide wären aufgrund der langen positiven Erfahrungen bei vielen Erkrankungen in die moderne Medizin übernommen worden, so wie das für Morphium der Fall war. Stattdessen nahm die Verwendung von Cannabisprodukten, deren Inhaltsstoffe nicht standardisiert werden konnten, nach ihrer Blütezeit zwischen 1880 und 1900 in Europa und Nordamerika rapide ab. Die meisten Ärzte wollten zunehmend nicht mehr mit nicht standardisierten Pflanzenprodukten arbeiten, sondern nur noch mit solchen, deren Inhaltsstoffe genau bekannt waren sowie mit definierten synthetischen Präparaten.

Für die wichtigsten Anwendungsgebiete der Cannabispräparate wurden noch vor Beginn des 20. Jahrhunderts neue spezifische Arzneimittel eingeführt. Zur Behandlung der Infektionskrankheiten (Cholera, Tetanus etc.) wurden Impfstoffe entwickelt, die nicht nur wie Cannabis die Symptomatik bekämpften, sondern Schutz vor Infektion boten. Bakterielle Erkrankungen wie die Gonorrhö, die häufig mit Cannabis therapiert wurden, konnten etwas später durch das Aufkommen der Chemotherapeutika (bereits 1910 wurde das von Paul Ehrlich entdeckte Salvarsan in die Therapie eingeführt) therapiert werden. Auch als Schlaf- und Beruhigungsmittel bekam Haschisch Konkurrenz in Form chemischer Substanzen wie Chloralhydrat, Paraldehyd, Sulfonal, Barbituraten und Bromural. Anders als die Vielzahl von Opiatmedikamenten wurden die Cannabispräparate auch als Analgetika bald von chemischen Mitteln verdrängt. Große Bedeutung erlangten schon kurz nach der Einführung das Antipyrin und das Aspirin.

Heute werden Cannabis und einzelne Cannabinoide wie neue Medikamente behandelt, so als kämen sie frisch aus dem Labor eines pharmazeutischen Unternehmens. Sie müssen aufwändige klinische Studien durchlaufen, die medizinisch verwendete Substanzen vor 50 oder 100 Jahren nicht durchlaufen mussten. Damals reichte es, wenn sich Medikamente über Jahrzehnte in der Praxis bewährt hatten, um allgemein anerkannt zu sein.

Heute stehen wir daher vor dem “Cannabis-Dilemma”. Einerseits berichten Patienten und Ärzte von einer Vielzahl positiver Wirkungen bei schwer kranken Personen, die an vielen unterschiedlichen Erkrankungen leiden, darunter Schmerzerkrankungen unterschiedlichster Art von Phantomschmerzen bis Migräne, chronisch-entzündliche Erkrankungen wie Colitis ulcerosa und Rheuma, psychiatrische Erkrankungen wie Zwangsstörungen, Depressionen und posttraumatische Belastungsstörung, neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose und Tourette-Syndrom, Appetitlosigkeit und Übelkeit aufgrund unterschiedlicher Ursachen und viele andere Erkrankungen mehr. Andererseits ist die wissenschaftliche Datenbasis, so wie man sie heute für moderne Medikamente verlangt, bisher nur für wenige Erkrankungen vorhanden, insbesondere bei Spastik im Rahmen einer multiplen Sklerose, bestimmten chronischen Schmerzen, Übelkeit bei Krebschemotherapie sowie Appetitlosigkeit bei HIV/Aids. Die Ärzte und die Politik gehen in verschiedenen Ländern unterschiedliche Wege, um mit diesem Dilemma umzugehen. Einerseits darf man Patienten eine wirksame Therapie nicht vorenthalten, so dass Patienten in vielen Ländern ein legaler Zugang zu solchen Präparaten eröffnet wurde. Andererseits sollen Medikamente heute eine strenge Prüfung durchlaufen, so dass die Forschung in den vergangenen Jahren intensiviert wurde.

Allerdings gibt es einen erheblichen Unterschied zwischen neuen Molekülen aus den Laboren der pharmazeutischen Industrie und Cannabisprodukten. Die möglichen Nebenwirkungen von THC und Cannabis sind in den letzten 50 Jahren gut untersucht worden. Mögliche Risiken sind bekannt und können daher gut gegen den möglichen Nutzen einer Therapie abgeschätzt werden. Dieser Nutzen zeigt sich bei Cannabisprodukten zudem häufig und reproduzierbar innerhalb kurzer Zeit nach der Einnahme: eine Abnahme der Schmerzen, eine Verbesserung des Appetits, eine verbesserte Stimmung, eine Reduzierung von Entzündungen, eine Reduzierung einer Hyperaktivität oder Muskelkrämpfen, et cetera.

Die chemische Zusammensetzung von Cannabis

In unterschiedlichen Cannabissorten wurden in den vergangenen 50 Jahren etwa 600 chemische Verbindungen nachgewiesen, darunter neben den Cannabinoiden Substanzen anderer Stoffgruppen, wie Aminosäuren, Proteine, Zucker, Alkohole, Fettsäuren, Terpene und Flavonoide. Die meisten Cannabisbestandteile außer den Cannabinoiden kommen auch in anderen Organismen vor. Es gibt aber auch Bestandteile anderer Pflanzen, die Cannabinoidrezeptoren aktivieren, wie beispielsweise der ubiquitär vorkommende CB2-Rezeptoragonist (−)-β-Caryophyllen. Heute sind insbesondere durch eine Arbeitsgruppe von Wissenschaftlern an der Universität von Mississippi insgesamt 120 Cannabinoide nachgewiesen worden.

Wenn von THC die Rede ist, ist im Allgemeinen das in der Pflanze natürlich vorkommende (–)-trans- Isomer des Δ9-THC gemeint. Es wird auch Dronabinol genannt. THC ist unter anderem für die cannabistypischen berauschenden Wirkungen von Cannabis verantwortlich, für das Hochgefühl („High“). Cannabidiol (CBD) ist das häufigste Cannabinoid im Faserhanf und in Drogenhanfsorten oft das zweithäufigste Cannabinoid nach THC. CBD verursacht keine cannabistypischen psychoaktiven Wirkungen. Es besitzt unter anderem antiepileptische, angstlösende, antipsychotische und
entzündungshemmende Eigenschaften.

Die medizinisch wirksamen Bestandteile von Cannabis

Dieser Text behandelt die Zusammensetzung verschiedener Cannabispflanzen, darunter THC (Delta-9-Tetrahydrocannabinol), Cannabidiol (CBD), andere Cannabinoide und Terpene (ätherische Öle).

Die Zusammensetzung von Cannabis

In unterschiedlichen Cannabissorten wurden in den vergangenen 50 Jahren etwa 600 chemische Verbindungen nachgewiesen, darunter neben den Cannabinoiden Substanzen anderer Stoffgruppen, wie Aminosäuren, Proteine, Zucker, Alkohole, Fettsäuren, Terpene und Flavonoide (sekundäre Pflanzenstoffe). Die meisten Cannabisbestandteile kommen auch in anderen Organismen (Tiere, Pflanzen) vor.

THC und andere Cannabinoide

Heute sind insbesondere durch eine Arbeitsgruppe von Wissenschaftlern an der Universität von Mississippi insgesamt mehr als 100 Cannabinoide nachgewiesen worden, von denen viele nur in Spuren in der Pflanze hergestellt werden. Der Leiter der Arbeitsgruppe, Professor Mahmoud ElSohly, erklärte im September 2015, dass die Zahl der identifizierten Cannabinoide aktuell 104 betrage. Cannabinoide lassen sich überwiegend bestimmten Typen zuordnen, wie der Delta-9-THC-Typ, der CBD-Typ, der CBG-Typ, etc.

Diese Cannabinoide kommen aber nicht in einer einzelnen Pflanze vor, sondern sie wurden weltweit in unterschiedlichen Pflanzen entdeckt. Einige wenige dieser Cannabinoide kommen vermutlich nicht natürlich vor, sondern entstehen erst künstlich bei dem Versuch, die Cannabinoide nachzuweisen.

Tetrahydrocannabinol (THC)

Wenn von THC die Rede ist, ist im Allgemeinen das in der Pflanze natürlich vorkommende Delta-9-THC gemeint. Mehr als zehn Cannabinoide zählen zum Delta-9-THC-Typ, von denen in der Pflanze vor allem zwei Delta-9-THC-Säuren vorkommen, die unter der Einwirkung von Hitze in das phenolische Delta-9-THC umgewandelt werden. Dieses phenolische THC verursacht die bekannten psychischen Wirkungen von Cannabis und ist auch für die meisten anderen pharmakologischen Wirkungen verantwortlich. THC bindet an die beiden bekannten Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2. Der CB1-Rezeptor kommt im zentralen Nervensystem und den meisten anderen Geweben und Organen des Körpers vor. Wird er durch THC aktiviert, so verursacht dies Schmerzlinderung, Muskelentspannung, Appetitsteigerung, Bronchienerweiterung, Heiterkeit und vieles mehr. Der CB2-Rezeptor findet sich vor allem auf Immunzellen, also auf Zellen, die im Körper für die Abwehr von Krankheitserregern und andere Immunprozesse zuständig sind. Die Aktivierung des CB2-Rezeptors durch THC hemmt Entzündungen und allergische Reaktionen.

Cannabidiol (CBD)

Cannabidiol ist das häufigste Cannabinoid im Faserhanf und in Drogenhanfsorten oft das zweithäufigste Cannabinoid nach THC. CBD verursacht keine cannabistypischen psychischen Wirkungen. Es besitzt beispielsweise antiepileptische, angstlösende, antipsychotische und weitere Eigenschaften, die medizinisch genutzt werden können.

Andere Cannabinoide

Auch andere Cannabinoide besitzen ein therapeutisches Potential. So wurden für Cannabichromen (CBC) im Tierversuch entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkungen nachgewiesen.

Cannabigerol (CBG) bindet sehr schwach an CB1- und CB2-Rezeptoren. Auch für dieses Pflanzencannabinoid wurden schmerzlindernde, antidepressive und krebshemmende Eigenschaften beschrieben. Tetrahydrocannabivarin (THCV) ist ein Cannabinoid vom Delta-9-THC-Typ. In niedrigen Dosen wird der CB1-Rezeptor durch THCV nicht stimuliert, sondern blockiert. Daher könnte dieses Cannabinoid zur Reduzierung von Appetit und Gewicht bei Fettleibigkeit eingesetzt werden.

Terpene

Terpene (ätherische Öle) bilden mit etwa 15.000 Vertretern die größte Gruppe von chemischen Substanzen im Pflanzenreich. Terpene und nicht Cannabinoide sind für den Geruch von Cannabis verantwortlich. Über 200 ätherische Öle wurden in der Cannabispflanze nachgewiesen. Weit verbreitete Terpene der Cannabispflanze sind Limonen, Myrcen, Pinen, Eucalyptol, Alpha-Terpineol und Caryophyllen.

Limonen ist das zweithäufigste Terpen in der Natur und findet sich beispielsweise in Zitrusfrüchten. Es ist eine angstlösende Substanz. Myrcen hemmt Entzündungen, reduziert Schmerzen, wirkt sedierend und entspannt die Muskulatur. Pinen ist das in der Natur am weitesten verbreitete Terpen. Es kommt in Nadelhölzern und vielen anderen Pflanzen vor. Es wirkt entzündungshemmend, weitet die Bronchien und weist antibiotische Eigenschaften auf. Beta-Caryophyllen ist oft das dominierende Terpen in Cannabis, insbesondere wenn die Pflanze Hitze ausgesetzt war, weil sich Beta-Caryophyllen nicht so schnell verflüchtigt wie viele andere Terpene. Es wirkt entzündungshemmend. Interessanterweise aktiviert dieses ätherische Öl, das beispielsweise auch im Pfeffer vorkommt, CB2-Rezeptoren.

Der medizinische Nutzen von Cannabis und THC

Die meisten medizinischen Wirkungen von Cannabisprodukten basieren auf dem Cannabinoid Delta-9-Tetrahydrocannabinol, kurz Delta-9-THC oder THC. Es wird im medizinischen Zusammenhang auch Dronabinol genannt. Seit einigen Jahren tritt auch die Wirkung anderer Bestandteile der Cannabispflanze ins in das Blickpunkt des Interesses, darunter die von Cannabidiol (CBD), von Tetrahydrocannabivarin (THCV), einigen weiteren Cannabinoiden sowie Terpenen (ätherischen Ölen).

Dieser Teil des Kurses befasst sich mit den Wirkungen von THC und THC-reichen Cannabissorten. Mehr als zehn Cannabinoide zählen zum Delta-9-THC-Typ, von denen in der Pflanze vor allem zwei Delta-9-THC-Säuren vorkommen, die unter der Einwirkung von Hitze in das phenolische Delta-9-THC umgewandelt werden. Dieses phenolische THC (Dronabinol) verursacht die bekannten psychischen Wirkungen von Cannabis und ist auch für viele pharmakologische Wirkungen der Hanfpflanze verantwortlich. THC bindet an die beiden bekannten Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2. Wird der CB1-Rezeptor durch THC aktiviert, so verursacht dies Schmerzlinderung, Muskelentspannung, Appetitsteigerung, Bronchienerweiterung, Hemmung von Übelkeit, Steigerung der Herzfrequenz und viele weitere Wirkungen. Die Aktivierung des CB2-Rezeptors durch THC hemmt Entzündungen und allergische Reaktionen.

Einsatzmöglichkeiten für Cannabis und THC ergeben sich für folgende Krankheiten und Krankheitssymptome:

  • Übelkeit und Erbrechen: Krebschemotherapie, HIV/Aids, Hepatitis C, Schwangerschaftserbrechen, Übelkeit im Rahmen der Migräne.

  • Appetitlosigkeit und Abmagerung: HIV/Aids, fortgeschrittene Krebserkrankung, Hepatitis C.

  • Spastik, Muskelkrämpfe (Spasmen), Muskelverhärtung: Multiple Sklerose, Querschnittslähmung, Spastik nach Schlaganfall, Spannungskopfschmerz, Bandscheibenprobleme und Verspannungen der Rückenmuskulatur.

  • Bewegungsstörungen mit einem Übermaß an Bewegungen (hyperkinetische Bewegungsstörungen): Tourette-Syndrom, Dystonie (zum Beispiel spastischer Schiefhals oder Lidkrampf), durch eine Behandlung mit Levodopa ausgelöste Dyskinesien bei der Parkinsonkrankheit, tardive Dyskinesien (eine mögliche Nebenwirkung von Neuroleptika, die bei Schizophrenie verwendet werden), essenzieller Tremor (Zittern).

  • Schmerzen: Migräne, Clusterkopfschmerz, Phantomschmerzen, Neuralgien (Nervenschmerzen, zum Beispiel Ischialgie/Ischiasschmerzen), Menstruationsbeschwerden, Parästhesien (Kribbeln, Brennen, Ameisenlaufen) bei Zuckerkrankheit oder Aids, Hyperalgesie (verstärkte Schmerzempfindlichkeit), Schmerzen bei verspannter Muskulatur und Muskelkrämpfen, Arthrose, Fibromyalgie (Weichteilrheumatismus).

  • Allergien: Asthma, Heuschnupfen.

  • Juckreiz: starker Juckreiz bei Lebererkrankungen, Neurodermitis.

  • Entzündungen: Asthma, Arthritis, Rheuma, Colitis ulzerosa, Morbus Crohn (eine chronische Darmentzündung), Neurodermitis, Psoriasis (Schuppenflechte).

  • Restless-Legs-Syndrom.

  • Psychische Erkrankungen: Depressionen, Angststörungen, bipolare Störungen (manisch-depressive Störung), posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), Impotenz, Alkoholismus, Opiatabhängigkeit, Schlafmittelabhängigkeit, Schlaflosigkeit, Autismus, verwirrtes Verhalten bei der Alzheimer-Krankheit.

  • Überproduktion von Magensäure: Magenschleimhautentzündung.

  • Erhöhter Augeninnendruck: Glaukom (grüner Star).

  • Verstärkte Schweißneigung (Hyperhidrosis).

  • Tinnitus (Ohrgeräusche).

  • Weitung der Bronchien: Asthma, Luftnot bei anderen Erkrankungen der Atemwege.

  • Epilepsie.

  • Singultus (Schluckauf).

  • Akne inversa.

  • Förderung der Wehentätigkeit bei der Geburt.

Zu einigen dieser Erkrankungen und Symptome, wie vor allem Spastik bei Multiple Sklerose, chronische neuropathische Schmerzen, Appetitlosigkeit bei HIV/Aids und Übelkeit aufgrund einer Krebschemotherapie liegen umfangreiche kontrollierte klinische Studien vor, die die Wirksamkeit von THC belegen. Für die meisten der oben genannten Indikationen gibt es nur kleine, häufig unkontrollierte Studien oder Fallberichte.

Die Wirkung der Cannabinoide und anderer Cannabisinhaltsstoffe

Die Wirkung und Verträglichkeit von Cannabis hängt vor allem von den Cannabinoiden, jedoch auch von anderen Inhaltsstoffen, wie in der insbesondere ätherischen Ölen (Terpenen) ab. Bei den Cannabinoiden dominieren die Wirkungen von THC und CBD. Andere Cannabinoide beeinflussen jedoch den Gesamteffekt.

Die optimale Decarboxylierung von THC und CBD durch Erhitzung

THC und CBD sollten vor der Einnahme erhitzt werden, damit sich die pharmakologischen Wirkungen vollständig entfalten können. Die optimale Form der Erhitzung ist von grundlegender Bedeutung für optimale Arten der Einnahme von Cannabisprodukten.

Cannabinoide liegen in der Hanfpflanze überwiegend als so genannte Carboxylsäuren vor. Durch Erhitzung werden die beiden THC-Säuren (THCA) in phenolisches THC und die CBD-Carboxylsäure (CBDA) in phenolisches CBD umgewandelt. Dieser Vorgang, bei dem ein Kohlendioxid-Molekül von der Säure abgespalten wird, wird Decarboxylierung genannt. Nur das phenolische THC verursacht psychische Wirkungen und auch die meisten – jedoch nicht alle – therapeutischen Effekte. Grundsätzlich gilt: bei hohen Temperaturen reichen wenige Sekunden, bei niedrigen sind Minuten bis Stunden erforderlich.

Wenn THC bzw. Cannabis allerdings zu lange erhitzt werden, dann wird THC weiter zu dem pharmakologisch nur sehr gering wirksamen Cannabinol (CBN) oxidiert.

Optimale Bedingungen zur Decarboxylierung von Cannabinoiden?

Dr. Rudolf Brenneisen, Professor an der Universität Bern (Schweiz), hatte bereits in den achtziger Jahren festgestellt, dass bei einer 5-minütigen Erhitzung von THC auf 190 °C eine vollständige Decarboxylierung stattfindet, ohne dass relevante CBN-Mengen entstehen. Im Jahr 2013 stellte er eine Studie zur Decarboxylierung von THC und CBD bei der Verwendung von Verdampfern (Vaporizern) vor. Bei einer Temperatur von 210 °C wurden vier verschiedene Vaporizer getestet, die sowohl THCA als auch CBDA fast vollständig zur Decarboxylierung brachten, beide Substanzen zu mehr als 98 Prozent innerhalb weniger Sekunden.

Auch Patente des britischen Unternehmens GW Pharmaceuticals geben Aufschluss über optimale Decarboxylierungsbedingungen. Sie beziehen sich auf niedrigere Temperaturen und eine längere Erhitzung. Mit den vorgeschlagenen Verfahren sollen 95 Prozent der sauren Cannabinoide in ihre phenolische Form umgewandelt und gleichzeitig der Abbau von THC zu CBN auf maximal 10 Prozent begrenzt werden. Danach sollte die Decarboxylierung vorzugsweise in 2 Schritten durchgeführt werden: Im 1. Schritt wird das Pflanzenmaterial für einen relativ kurzen Zeitraum auf eine erste Temperatur erhitzt, um Restwasser zum Verdampfen zu bringen und eine einheitliche Erhitzung des Pflanzenmaterials zu ermöglichen. Im 2. Schritt wird das Pflanzenmaterial für einen längeren Zeitraum erhitzt.

Vorzugsweise soll der erste Schritt zur Umwandlung von THCA in THC über einen Zeitraum von 10-20 Minuten bei einer Temperatur im Bereich von 100 °C bis 110 °C durchgeführt werden. Im zweiten Schritt soll das Pflanzenmaterial für etwa 60-120 Minuten auf 100 °C bis 110 °C erhitzt werden. Bei diesen Temperaturen bleiben auch viele Terpene, die für den Geruch und den Geschmack und einige pharmakologische Effekte von Cannabis verantwortlich sind, erhalten. Soll CBDA in das neutrale CBD umgewandelt werden, so werden für die 2. Phase 120 °C für die Dauer von 60 Minuten angegeben. Das so erhitzte Pflanzenmaterial kann dann weiterverarbeitet werden.

Welche Zubereitungsformen bzw. Arten der Einnahme sind danach optimal?

Es ist nicht erforderlich, die optimalen Bedingungen für Temperaturen und die Zeiträume der Erhitzung zu erfüllen, jedoch gibt es gut und weniger gut geeignete Zubereitungen. Eine Erhitzung von 5 bis 10 Minuten auf 100 °C, wie sie bei der Zubereitung eines Cannabis-Tees erfolgt, führt nach Untersuchungen an der Universität Leiden nur zu einer unvollständigen Decarboxylierung der Cannabinoide und daher nur zu einer geringen Ausbeute.

Bei 100 °C sollte das Pflanzenmaterial für eine Zeitdauer von 60-120 Minuten erhitzt werden. Dies ist beispielsweise bei der Herstellung eines Cannabis-Olivenölextrakts umsetzbar. Dabei können einige Gramm Cannabisblüten in etwas Olivenöl oder ein anderes Öl gegeben werden, das dann in einem kochenden Wasserbad für ein bis zwei Stunden erhitzt wird. Die Cannabinoide und Terpene gelangen in das Öl und werden gleichzeitig decarboxyliert.

Cannabisblüten und -Blätter können auch im Backofen oder in einer Pfanne mit Fett decarboxyliert werden. Allerdings sollte man darauf achten, keine Temperaturen über 150 °C zu erreichen, da THC ab etwa 155 °C verdampft.

Bei der Herstellung von Haschischöl, einem konzentrierten Cannabisextrakt, beispielsweise mit Ethanol, werden niedrigere Temperaturen erzielt, da Ethanol bereits bei etwa 80 °C verdampft. Es könnte sein, dass dabei keine optimale Decarboxylierung erzielt wird und es besser wäre, vor der Extraktion eine Decarboxylierung beispielsweise im Backofen vorzunehmen. Leider liegen dazu keine wissenschaftlichen Daten vor.

Bei der Herstellung von Gebäck mit Haschisch oder zerbröseltem Pflanzenmaterial können normale Backrezepte verwendet werden. Meistens liegen die erforderlichen Temperaturen von 150-160 °C und die erforderliche Zeitdauer nahe beim Optimum.

Bei großer Hitze von 500 bis 900 °C, wie sie beim Rauchen einer Cannabiszigarette in der Glut entsteht, aber auch bei 210 °C beim Verdampfen von Cannabinoiden mit einem Vaporizer reichen wenige Sekunden aus, um THCA zu THC umzuwandeln oder zu „aktivieren“.

Medizinische Cannabissorten

Importeure medizinischer Cannabissorten nach Deutschland sind Fagron, Spektrum Cannabis, Pedanios und ACA Müller ADAG Pharma. Die einzelnen Sorten werden als Blüten in 5- oder 10- Gramm-Dosen abgegeben, wobei „granuliert bereits zerkleinert bedeutet. Es sind zurzeit noch nicht alle unten aufgeführten für Deutschland zugelassenen Sorten über die Apotheken verfügbar (Stand: 1. Januar 2018).

Die Bundesregierung hat im Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte eine Cannabisagentur eingerichtet. Diese soll einen staatlich kontrollierten Cannabisanbau für die medizinische Verwendung überwachen. Es ist nicht damit zu rechnen, dass vor 2019 oder 2020 Cannabisblüten aus Deutschland auf den Markt kommen. Daher sind deutsche Patienten auf den Import von Cannabisblüten angewiesen.

Die Cannabissorten des niederländischen Herstellers Bedrocan werden von den Unternehmen Fagron, ACA Müller ADAG Pharma und Pedanios nach Deutschland importiert.

Die Cannabisblüten des kanadischen Herstellers Tweed werden von dem Unternehmen MedCann importiert.

Die Cannabisblüten des kanadischen Herstellers Peace Naturals werden von dem Unternehmen Pedanios importiert.

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