Leo Hollister: Obwohl medizinisches Marihuana nicht offiziell zugelassen ist, wurde Marihuana empirisch zur Behandlung einer Anzahl von Erkrankungen verwendet, wie Übelkeit und Erbrechen bei Krebs-Chemotherapie, Gewichtsverlust bei Aids und Spastik bei neurologischen Erkrankungen. Immer sind auch andere Medikamente vorhanden. Bisher wurde von keinen nachteiligen Wechselwirkungen berichtet. Allerdings könnte das möglicherweise nicht die wahre Häufigkeit widerspiegeln. Wenn man nicht nach etwas sucht, findet man es wahrscheinlich auch nicht. (…)
Die veröffentlichte Literatur, zumindest in Hinsicht auf Studien mit Menschen, war bisher sehr ruhig. Im Allgemeinen zeigt diese Ruhe an, dass im Vergleich zu experimentellen Studien bei der realen Verwendung von Marihuana keine bedeutenden Wechselwirkungen beobachtet wurden. (…) Eine der vernünftigsten therapeutischen Verwendungen von Marihuana und THC ist die Linderung von Übelkeit und Erbrechen im Zusammenhang mit der Krebschemotherapie. Daher werden Cannabinoide gleichzeitig mit vielen hoch toxischen Krebsmedikamenten verwendet. (…) Bei keinem der Berichte der Verwendung von THC oder Marihuana bei Patienten, die gleichzeitig eine Krebschemotherapie erhielten, gibt es irgendeine Erwähnung einer zugenommenen Giftigkeit der Anti-Krebsmittel. Dennoch könnte die Abwesenheit solcher Berichte anzeigen, dass keine Versuche unternommen wurden, um danach zu schauen. Zu diesem Aspekt der Forschung sollte ermuntert werden.
Eine etwas ähnliche Situation besteht bei der therapeutischen Verwendung oral gegebenen THC in der Behandlung des Gewichtsverlusts bei Aids. (…) THC oder Marihuana wurde bei der Behandlung der Spastik bei neurologischen Störungen, wie multiple Sklerose oder Querschnittssyndrom, verwendet. Da THC Behandlungen mit muskelentspannenden Mitteln hinzugefügt werden kann, wäre es von einigem Interesse zu wissen, ob solche kombinierten Verwendungen schädlich sein könnten. In einem Tierversuch, bei dem THC zusammen mit muskelentspannenden Mitteln gegeben wurde, wurde herausgefunden, dass es die erwünschten Effekte der zuletzt genannten Mittel verstärkte. In diesem Fall könnte die Wechselwirkung von Vorteil sein.
(Bitte beachten Sie: Dieser Text wurde einem wissenschaftlichen Text entnommen. Einige Sätze wurden verändert, um die Verständlichkeit zu verbessern.)
Hollister LE. Interactions of marihuana and D9-THC with other drugs. In: Nahas G, Sutin KM, Harvey DJ, Agurell S, eds. Marihuana and medicine. Totowa, NJ: Humana Press, 1999, pp. 273-277.
Franjo Grotenhermen: Cannabis und Dronabinol (THC) wurden in Kombination mit einer Vielzahl von Medikamenten eingesetzt, ohne Registrierung starker unerwünschter Wechselwirkungen. Klinische Studien zu Anfang des 20. Jhds. ergaben oft eine wünschenswerte gegenseitige Verstärkung therapeutischer Effekte natürlicher Cannabiszubereitungen und anderer Medikamente. Auch in modernen therapeutischen Konzepten könnte eine Kombination von Cannabis/THC mit anderen Medikamenten bei vielen Indikationen sinnvoll sein. Cannabis wurde illegal von Personen mit vielen unterschiedlichen Erkrankungen verwendet, die eine Vielzahl von Medikamenten genutzt haben, ohne dass bisher klinisch relevante unerwünschte Wechselwirkungen bekannt geworden sind. (…) Andere Medikamente können bestimmte Wirkungen von Cannabis/THC verstärken oder bestimmte Wirkungen dieser Medikamente können durch Cannabis/THC verstärkt oder vermindert werden. Es ist zudem möglich, dass bestimmte Effekte verstärkt und andere reduziert werden, wie dies beispielsweise bei den Phenothiazinen im Zusammenhang mit den Nebenwirkungen einer Krebschemotherapie der Fall ist (siehe unten).
Von klinischer Bedeutung ist vor allem die Verstärkung des beruhigenden Effektes anderer psychotroper Substanzen (Alkohol, Benzodiazepine) und die Wechselwirkung mit Substanzen, die auf das Herz wirken (Amphetamine, Adrenalin, Atropin, Betablocker, Diuretika, trizyklische Antidepressiva, etc.). (…)
Eine Anzahl von verstärkenden Effekten kann erwünscht sein, wie die Steigerung des schmerzlindernden Effektes von Opiaten und des antiemetischen Effektes von Phenothiazinen, bei der Muskelentspannung, Krampflösung, Bronchienerweiterung und bei der Senkung eines erhöhten Augeninnendrucks.
- Anticholinergika: Atropin und Scopolamin können die herzfrequenzsteigernden THC-Effekte verstärken.
- Antidepressiva (selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer): THC kann den Effekt von Fluoxetin verstärken.
- Antidepressiva (trizyklisch): Die herzfrequenzsteigernden, blutdrucksenkenden und beruhigenden Effekte von Amitryptillin können verstärkt werden.
- Benzodiazepine: Die Verminderung der Aktivität der Atemorgane und des Gehirns können verstärkt werden. Der antiepileptische Effekt kann verstärkt werden.
- Betablocker: Sie vermindern die durch THC verursachte Herzfrequenzsteigerung.
- Glaukommedikamente: Die augeninnendrucksenkenden Effekte verschiedener Glaukommedikamente und von Cannabinoiden können sich addieren.
- Neuroleptika: THC kann möglicherweise die antipsychotische Wirkung der Neuroleptika hemmen. Es kann ihre therapeutische Wirksamkeit bei motorischen Störungen verbessern.
- Nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID): Indometacin, Acetylsalizylsäure (Aspirin) und andere NSAIDs können THC-Effekte hemmen. Indometacin verminderte signifikant das subjektive „High“ und die herzfrequenzsteigernden THC-Effekte.
- Opiate: Verstärkung von Sedierung und Schmerzlinderung.
- Phenothiazine: Prochlorperazin und andere Phenothiazine vermindern die psychotropen Effekte von THC und verstärken den brechreizhemmenden Effekt.
- Sympathomimetika: Amphetamine und andere Sympathomimetika verstärken die Herzfrequenzsteigerung und die Blutdrucksteigerung.
- Theophyllin: Der Stoffwechsel von Theophyllin wird durch THC beschleunigt. Daher sind möglicherweise höhere Dosen von Theophyllin erforderlich.
(Bitte beachten Sie: Diese Text wurde einem wissenschaftlichen Text entnommen. Einige Sätze wurden verändert, um die Verständlichkeit zu verbessern.)
Grotenhermen F. Praktische Hinweise. In: Grotenhermen F (Hrsg.): Cannabis und Cannabinoide. Pharmakologie, Toxikologie und therapeutisches Potential. Huber, Bern 2001.