Protest vor dem Bundestag wegen Verweigerung der Kostenübernahme für Dronabinol

Die Südthüringer Zeitung und andere Medien berichteten von einer Protestaktion einer Schmerzpatientin, der die Krankenkasse die Kostenübernahme für Dronabinol verweigert, vor dem Deutschen Bundestag.

„Scheibe-Alsbach/Berlin – Ute Köhler aus Scheibe-Alsbach (Kreis Sonneberg) kämpft weiter. Sieben Jahre ringt die austherapierte Schmerzpatientin nun schon darum, dass ihre gesetzliche Krankenkasse ein Cannabis-präparat finanziert. Ihre jüngste Aktion: Mit einem Plakat mit der Aufschrift ‚Gebt mir meine Medizin!‘ wollte sie sich vor den Deutschen Bundestag stellen. Gemeinsam mit dem Thüringer CDU-Landtagsabgeordneten Henry Worm hatte sie sich zuvor erkundigt, ob das erlaubt ist. Wenn keine Plenarsitzung stattfindet, gibt es keine Bannmeile, habe man mitgeteilt, erzählt Ute Köhler. Doch kaum hatte sie sich mit Worm und ihren zwei Söhnen vor dem Bundestag aufgestellt, wurde sie von drei Polizisten des Platzes verwiesen. Längst von dort verschwunden, das Plakat unleserlich an einen Baum gelehnt, tauchte plötzlich ein Sondereinsatzkommando auf. ‚Die wirkten wie ein Überfallkommando, ganz in Schwarz und schwer bewaffnet‘, schildert Ute Köhler. Erneut wurde auf die Bannmeile hingewiesen, aus der sich Ute Köhler längst entfernt geglaubt hatte, außerdem hieß es, wegen ihrer Begleiter handele es sich um eine ungenehmigte Demonstration. ‚Meine Söhne kamen sich vor wie Terroristen, dabei wollten sie nur ihrer verzweifelten Mutter helfen.‘ Die Thüringerin ist wütend über den Umgang mit ihr, denn sie hatte mit dem Protest nur die Empfehlung eines Staatsanwaltes umsetzen wollen. Der hatte ihr in einem Verfahren nach einer Selbstanzeige wegen des Besitzes von Hanfpflanzen geraten, lieber mit einem Plakat vor dem Bundestag auf ihre Lage aufmerksam zu machen statt mit dem Anbau verbotener Pflanzen.
Ute Köhler hat damit ihr Ziel immer noch nicht erreicht. Besonders ärgert sie die ‚Zweiklassenmedizin‘: Privatpatienten bekämen das Cannabis-Präparat problemlos finanziert, während Kassenpatienten meist darauf verzichten müssten. Zudem fordert sie die Entkriminalisierung von Cannabis-Patienten – gerade seien zwei Schwerkranke in deutschen Gefängnissen inhaftiert. Nur weil sie ihre wirksamen Medikamente nicht bezahlt bekämen, würden Menschen zu Verbrechern gemacht.
Ihr Protest an Bundeskanzlerin Angela Merkel blieb auch ohne Erfolg: Ihr war wie immer mitgeteilt worden, dass die gesetzlichen Regelungen die Finanzierung nicht zuließen. ‚Politiker sind doch dazu da, Gesetze zu ändern‘, protestiert Ute Köhler. Sie hat sich nun an Bundespräsident Horst Köhler gewandt, außerdem hofft sie weiterhin auf die Hilfe von Ministerpräsident Dieter Althaus. Auch Henry Worm will sie weiter unterstützen. Für die Thüringerin steht fest: ‚Es ist eine unterlassene Hilfeleistung, wenn man mir das einzige Mittel verweigert, das mich leben lässt‘.“

(Quelle: Südthüringer Zeitung vom 28. Mai 2008)

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