ACM-Mitteilungen vom 16. Mai 2020

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Corona-Pandemie könnte auch Auswirkungen auf die Versorgung mit Cannabisblüten in Deutschland haben. Einerseits steigt die Nachfrage nach Cannabis. Andererseits könnte der Import nach Deutschland beeinträchtigt werden.

Die IACM (Internationale Arbeitsgemeinschaft für Cannabinoidmedikamente) hat zu dem Thema eine Stellungnahme veröffentlicht. Sie betont die Wichtigkeit der Patientenversorgung auch in der Krise, so wie dies auch für andere Arzneimittel gilt.

Dagegen hat uns eine erfreuliche Nachricht für Ärzte und Patienten, die mit Dronabinol arbeiten, erreicht. Es gibt einen neuen Anbieter für Dronabinol, der die bisherigen Preise von Bionorica und THC Pharm unterbietet.

Die ACM bereitet gegenwärtig mit der Medizinischen Hochschule Hannover einen Fragebogen zur Präferenz von bestimmten Blütensorten bei unterschiedlichen Erkrankungen vor. Die Umfrage wurde bereits von der Ethikkommission der Medizinischen Hochschule Hannover genehmigt und befindet sich gegenwärtig in der Testphase durch einige Patienten. Wir gehen davon aus, dass die Umfrage in Kürze starten wird. Wir werden den Start auch in den nächsten ACM-Mitteilungen mit dem entsprechen den Link bekannt geben.

Viel Spaß beim Lesen!

Franjo Grotenhermen

Inhalt:

Presseschau: Steigende Cannabis-Nachfrage in Corona-Krise (Deutsche Welle)

Die Deutsche Welle informiert auf ihrer Webseite über den steigenden Bedarf von Cannabis während der Corona-Krise und über mögliche negative Folgen für den Import nach Deutschland.

Steigende Cannabis-Nachfrage in Corona-Krise

Die Corona-Zeit verschafft der Cannabis-Industrie neue Absatzhöhen. Doch viele Lieferungen bleiben auf der Strecke. Auch deshalb deutet sich für Deutschland bereits an: Das Virus könnte die Engpässe verschärfen.

Cannabis-Shop in den USA

Cannabis so wichtig wie Milch und Brot? Das klingt nach einem schlechten Scherz – doch in Corona-Zeiten bekommt Cannabis auch von offizieller Seite seinen Segen. Zumindest in einigen US-Bundesstaaten durften Cannabis-Shops trotz Lockdown geöffnet bleiben – genauso wie Supermärkte und Bäckereien.

„Das zeigt, wie sehr Cannabis in der Mitte der Gesellschaft verankert ist“, interpretiert Branchen-Analyst Stephen Murphy die Entscheidung einiger US-Bundesstaaten, Cannabis als sogenanntes essential good – also notwendiges Gut – einzustufen.

Seine Firma Prohibition Partners ist Sinnbild des Hypes um die grüne Pflanze. Rund 40 Mitarbeiter arbeiten in London, Barcelona und Dublin mit Murphy. Sie analysieren den globalen Cannabis-Markt, machen Studien für Wirtschaft, Wissenschaft und Politik und sind dabei nach eigenen Angaben unabhängig.

Die Coronakrise habe Investoren allgemein deutlich vorsichtiger werden lassen. Das merke man natürlich auch in der Cannabis-Branche. „Die Industrie ist immer noch neu, sie benötigt viel Geld: für Lobbyarbeit, Maschinen, Technologie und Personal. Wir sehen, dass es für einige Firmen viel schwieriger geworden ist, an Geld zu kommen.“

Absatzrekorde dank Lockdown

Wohl auch weil die Graszüchter nicht unbedingt den besten Ruf haben. Abgesehen vom Kiffer-Schmuddelimage sind etliche Firmen auch bereits untergegangen und mit ihnen das Geld vieler Investoren. Vor allem in Kanada, der Gras-Nation schlechthin, verlief die Freigabe 2018 für die Industrie eher enttäuschend: Die erwartete Gewinnexplosion blieb aus. Auch deshalb rauschten die Aktienkurse fast aller Cannabis-Unternehmen in den Keller.

„Die Investoren sind wieder realistischer geworden, was das Potenzial von Cannabis angeht“, sagt Murphy. Viele Unternehmen haben erst mal ihre Expansionspläne auf Eis gelegt und Stellen gestrichen. Der wertvollste Graskonzern Canopy Growth fuhr beispielsweise seine Aktivitäten in Lateinamerika und Afrika etwas zurück.

Seit Corona liefert die Branche wieder positive Nachrichten. So ging wegen des angekündigten Lockdowns an manchen Tagen im März in den USA fast doppelt so viel Marihuana über den Tisch als in den Vormonaten: Auch in Kanada wird mehr Cannabis gekauft, während Bars und Restaurants geschlossen bleiben.

Kanada ist bisher das einzige Industrieland, indem Cannabis flächendeckend legal ist. Am 19. September will nun Neuseeland seine Bevölkerung dazu befragen. Auch die USA könnten zur nächsten Präsidentschaftswahl folgen, glaubt Stephan Murphy. Hier ist Cannabis in 33 Bundesstaaten zu medizinischen Zwecken oder ganz erlaubt, doch unter dem Bundesgesetz nach wie vor verboten. „Niemand wird dieses Wählerpotenzial bei diesem Thema anderen überlassen – auch Trump nicht“, so Murphy.

Auch der deutsche Markt wächst weiter

In Deutschland ist der Freizeitkonsum von Cannabis nicht erlaubt. Seit mehr als drei Jahren können sich Menschen aber bei bestimmten Krankheiten Cannabis verschreiben lassen. In einigen Fällen bezahlt das die Krankenkasse. Nach Zahlen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte sind die Zahlen bis Ende 2019 kontinuierlich gestiegen.

Insgesamt betrug der Umsatz mit medizinischem Cannabis in Deutschland im abgelaufenen Jahr 120 Millionen Euro. Doch das Feld ist auch immer härter umkämpft: Mittlerweile haben mehr als 50 Unternehmen eine Importerlaubnis, berichtet das Branchenmagazin Marijuana Business Daily.
Und sowas gibts da zu kaufen: Platinum Purple Candy

Ob die Corona-Krise Einfluss auf den Umsatz in Deutschland hat, könne man noch nicht sagen. Jürgen Neumeyer, Geschäftsführer des Branchenverbands Cannabiswirtschaft geht aber davon aus, „dass es seit langem nicht zu einem Wachstum bei den Patientenzahlen kommt.“

Vor allem der Corona-bedingte Mangel an Schutzkleidung könnte Spuren hinterlassen haben. Cannabis-Blüten werden in Deutschland in den Apotheken geprüft. Auch die Portionierung wird vor Ort vorgenommen. Da viele Cannabis-Patienten zur Risikogruppe zählen, muss dies in Schutzkleidung geschehen. Deshalb hätten erste Patienten keine Blüten mehr erhalten, so Neumeyer im DW-Gespräch. Außerdem gingen auch weniger Menschen zum Arzt und das könnte die Zahl der Cannabis-Verschreibungen beeinflussen.

Kommt die erste deutsche Ernte?

Noch kommt viel Cannabis aus den Niederlanden und Kanada nach Deutschland. Doch Corona habe auch im Bereich der Logistik seine Auswirkungen, sagt Stephen Murphy von Prohibition Partners. Schon vor der Ausbreitung des Coronavirus hatten Apotheker und Patienten immer wieder über Engpässe geklagt. Die Lücke sollte der kontrollierte Anbau in Deutschland schließen. Zeitgleich mit der Freigabe 2017 startet der Staat ein Ausschreibungsverfahren. Doch das geriet mehrmals ins Stocken und musste auch neu aufgerollt werden. Im April 2019 entschied sich die deutsche Cannabisagentur für drei Unternehmen.

Diese sind verpflichtet, bis Ende 2020 die erste Ernte an die Agentur zu liefern. Auf DW-Anfrage beim zuständigen Bundesinstitut BfArM heißt es, dass Corona nichts an diesem Ziel geändert habe. Der Geschäftsführer vom Branchenverband Cannabiswirtschaft ist da weniger optimistisch. Er betrachtet diese Ziele weiterhin als „sehr ambitioniert“.

Presseschau: Ein weiterer Anbieter von Dronabinol in Deutschland (Pressemitteilung von Cantourage)

In einer Pressemitteilung kündigte das Unternehmen Cantourage an, das Dronabinol-Monopol anzugreifen

In der Pressemitteilung heißt es:

„Seit dem 15. April 2020 können Apotheken den Wirkstoff Dronabinol (auch Tetrahydrocannabinol bzw. THC) direkt von Cantourage beziehen – dem neuen Anbieter für Dronabinol auf dem Medizinalcannabismarkt. Damit leistet Cantourage auch einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit in Zeiten von Corona. Cantourage lässt für sich exklusiv vom israelischen Cannabisproduzenten BOL Pharma (Breath Of Life) Dronabinol produzieren, aus dem Apotheken patientenindividuelle Arzneimittel herstellen. Hinter Cantourage stehen Dr. Florian Holzapfel, Norman Ruchholtz und Patrick Hoffmann. Teile des Teams haben als ehemalige Gründer von Pedanios das Unternehmen zum europäischen Marktführer im Bereich Cannabisblüten entwickelt. Bei Cantourage schreiben sie nun die Erfolgsgeschichte von Medizinalcannabis in Deutschland fort. (…)“

Eine weitere Pressemeldungen der vergangenen Tage

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